Perrier_Superbanner

???

Fotos: Y Wine & Kitchen

Y Wine & Kitchen

Rheingauerstr. 22
65343 Eltville
06123-7096563

aktualisiert: 02 / 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
Mittags
Abends
Do-Sa ab 17.30 Uhr, So-Mi Ruhetag
Menüs: 69-169 €

Das avantgardistisch bunt und stylisch gestaltete Restaurant und Weinlokal setzt im beschaulichen Zentrum des Rheingau-Städtchens schon rein optisch markante Akzente. Weil die Betreiber, die auch ein zweites, ganz ähnliches Konzept mit demselben Namen in Wiesbaden betreiben, zudem erfolgreiche Weinmacher sind und – ebenfalls unter dem Markenzeichen-Namen „Y“ – eine breite Weinlinie mit vielen unterschiedlichen Rebsorten und Stilen kultivieren und vertreiben, sind in den beiden gastronomischen Outlets automatisch auch die Themen Wein und Speisen eng miteinander verbunden. Visualisiert durch ein Farbkonzept, mit dem die jeweiligen Aromenfarben der Gerichte und Weine visualisiert werden – was in der Theorie didaktischer oder konstruierter klingt, als es sich in der genussvollen Praxis erweist.

Denn dass auch die einzelnen Gerichte von Küchenchef Karsten Fricke mit klarem Fokus auf Aromenfarben kreiert sind und deshalb nicht selten eine gewisse monochrome Optik haben, wirkt keineswegs irgendwie erzwungen, sondern erweist sich auf jedem Teller als absolut schlüssig. Man könnte hier von mehr Kreativität durch starke Fokussierung sprechen. Das von drei bis acht Gängen zur Verfügung stehende Menü startete zuletzt nach sehr gutem, ofenwarm serviertem, körnig-sattem Brot mit zweierlei aromatisierter Butter aber erst noch etwas verhaltener: temperierte Wippertal-Lachsforelle, mit eigenem Kaviar und Kürbiskerncrunch beladen, war da im Kreise von Kürbis und in Soja eingelegten Buchenpilzen etwas dumpf und ohne den erhofften frischen Gegenpart auf dem Teller zu finden. Dennoch ein ansprechender und auch anspruchsvoller Auftakt, der neugierig auf mehr machte.

Fast wie als Entschädigung folgte mit dem nächsten Streich dann ein ausgesprochen frischer, von unterschiedlichen, feinen, fruchtigen Säuren geprägter Gang um „Happy Foie gras“, die so heißt, weil die hier in Kugelform auf den nicht nur farblich bildhübsch in unterschiedlichen Grüntönen angerichteten Teller gebrachte Terrine aus ungestopfter, also natürlich gewachsener Leber hergestellt und entsprechend aromatisch ausdrucksstärker war als die umstrittene Fettleber. Gemeinsam mit gedörrten eingelegten Stachelbeeren, geschmorter Zwiebel, einem Apfel-Ingwer-Sorbet und Würfeln von Röstzwiebel-Brioche auf einer Vinaigrette von Federweißer und grünem Apfel angerichtet, ein grünfrisches Gericht, das die Leber fast schwerelos wirken ließ.

Um weiße Aromenfarben drehte sich das Tatar vom Rhön-Stör, das als Füllung zweier hauchdünn mit Rettichbanderole eingefasster und mit ihrem eigenen Kaviar getoppter Röllchen interpretiert war. Von einem Cocobohnen-Artischockensalat und weiteren Artischocken-Komponenten umgeben auf einer an Ajo blanco erinnernden Artischocken-Mandelmilchsauce platziert eröffnete sich da ein mildes, nussig-vegetabiles Geschmacksbild, das perfekt zum Charakter von Stör und Kaviar passte und von enthäuteten, in Olivenöl eingelegten weißen Weintrauben saftig und fruchtig aufgelockert und akzentuiert wurde.

Ein erster rein vegetarischer Gang folgte mit der in blanchiertes Mangoldblatt gehüllten Mangold-Royale, die wie sehr fluffige Rühreimasse saftiger Geschmacksträger für frisch von der Knolle gehobelte Trüffel und säuerlich mariniertes geschmortes Mangold- und Zucchinigemüse war. Und mit leichten Einschränkungen hinsichtlich der etwas ruppigen Säure und dem gottlob nur sehr dezent wahrnehmbaren artifiziellen Trüffelaroma an einer Trüffelcreme war auch dieses mit der Aromenfarbe Schwarz hinterlegte Gericht ein sehr Attraktives.

Genau wie ein weiterer vegetarischer Gang in Lila, der mit einer Art Barbecuejus von Hagebutte und Purple Curry glasierten, im Big Green Egg gegrillten Blumenkohl sowie Chips und Püree von lila Süßkartoffel in den Mittelpunkt rückte. Entscheidender aromatischer und haptischer Kniff war hier eine zwischen die Röschen des Blumenkohlsegments gegossene Comté-Creme, die nach unserem Geschmack sogar ruhig noch ein wenig präsenter und vielleicht mit deutlicher Weißweinsäure sublimiert hätte sein können, um noch einen weiteren spannenden Zwischenton einzubinden. Auch so war das eine sehr ansprechende Sache, im Vergleich zu Leber und Stör, die in Richtung 8 Pfannen tendierten, allerdings etwas gröber gefasst und mit breiterem Pinselstrich kreiert, also eher bei knappen 7 Pfannen angesiedelt.

Mittendrin, und damit auch der aktuellen Bewertung wieder sehr exakt entsprechend, lag das Reh mit Steinpilz, Sellerie und Haselnuss im Hauptgang, der in ganz klassischer Art als dunkles, nussig-erdiges Geschmacksbild, sehr konsequent der Aromenfarbe braun huldigte. Und mit straff-zartem, crunchy überflocktem Rückenfleisch, sehr schön festen, aromatischen gebratenen Steinpilzen, perfekt reduzierter Jus und zweierlei Spielarten der Knollensellerie qualitativ und geschmacklich nichts zu wünschen übrigließ. Auch das war zwar insgesamt etwas gröber und breiter gefasst und hatte nicht ganz den Grad an die Tiefenschärfe, den man in Hinblick auf eine noch höhere Bewertung erwarten würde, doch machte das auch in dieser etwas plakativeren Art rundum Spaß.

So wie als Dessert das adrette rosa-rote Schichtwerk von Pflaume, Rosenblüte, Buttermilch und Champagner, das wiederum sehr fein gezeichnet war und in charmant ineinandergreifenden Texturen von knackig und knusprig über cremig und saftig hohes Niveau bot. Und deshalb bleibt es unterm Strich auch bei den hohen Bewertung mit souveränen 7 Pfannen plus Bonuspfeil und einer klaren Empfehlung für das erfrischend individuelle Konzept. Das umfasst auch die von der Gastgeberin kompetent und charmant empfohlenen Weine, die in der vorgeschlagenen Begleitung allesamt aus dem eigenen Sortiment stammen. Die Flaschenweinkarte umfasst daneben aber auch noch viele lohnende Alternativen aus der Region und darüber hinaus.

Um die Pins anklicken zu können, müssen Sie den Zielort näher heranzoomen.



Das GUSTO-Lexikon der Köche

Hier finden Sie einen Großteil der Küchenchefs, deren Restaurants im GUSTO-Führer empfohlen werden. Das Lexikon wird ständig ergänzt.

Das GUSTO-Ranking der besten Restaurants

Hier finden Sie eine tagesaktuelle Übersicht aller im GUSTO-Führer empfohlenen Restaurants - sortiert nach ihrer derzeitigen Bewertung.