Foodora-Betriebsversammlung: Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter ausgeschlossen

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Betriebsrat und Gewerkschaftsvertretern wurde der Zutritt zum Unternehmen verweigert. Die Gewerkschaft kündigt die Prüfung von rechtlichen Schritten gegen Foodora an.

Beim Essenzusteller Foodora in Wien wurde gestern, Donnerstag, dem Betriebsrat und Gewerkschaftsvertretern offenbar der Zutritt zum Unternehmen verweigert, gab die Gewerkschaft vida bekannt. Die Arbeitnehmervertreter wollten im Betriebsratsbüro an einer fristgerecht angekündigten Online-Betriebsversammlung teilnehmen, um die Belegschaft über die stockenden Kollektivvertragsverhandlungen zu informieren.

„Bei Foodora werden gesetzliche Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer:innen mit Füßen getreten. Gewählte Betriebsräte werden an der Ausübung ihrer ihnen laut Arbeitsverfassungsgesetz zustehenden Tätigkeiten gehindert, indem sie vom Betriebsratsbüro ausgesperrt werden“, kritisiert Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida.

Die Gewerkschaft kündigt die Prüfung von rechtlichen Schritten gegen das Plattformunternehmen an.

Foodora äußerte sich in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dem KURIER dazu wie folgt: 

"Gestern fand eine Betriebsversammlung statt. Zu dieser Betriebsversammlung gab es vorab eine schriftliche Information des Betriebsratsvorsitzenden, dass die Versammlung online erfolgen sollte und kein Raum benötigt wurde, dies wurde entsprechend so vereinbart. Wenige Minuten vor der Versammlung wollte ein einzelnes Mitglied des Betriebsrats sowie mehrere Gewerkschaftsmitglieder ungeplant Zutritt zur foodora Rider Station in Wien. Sie wurden seitens des Personals vor Ort darauf hingewiesen, dass die Betriebsversammlung wie gewünscht online stattfindet. Das Betriebsratsmitglied hätte trotz vereinbarter Online-Versammlung Zugang zur Station erhalten, es wurde lediglich darauf hingewiesen, dass die Gewerkschaftsmitglieder als unternehmensfremde Personen keinen unabgesprochenen Zutritt zum Firmengelände haben."

Foodora gehört zum Mutterkonzern Delivery Hero. Geschäftsführer in Österreich ist seit Herbst 2022 Herbert Haas. Er versprach den Boten und Botinnen bessere Arbeitsbedingungen. Dennoch kam es 2023 immer wieder zu Demonstrationen von Fahrerinnen und Fahrern. 

Zu viele freie Dienstnehmer

Sie beklagten sie unter anderem, dass das Unternehmen zu viele freie Dienstnehmer beschäftigt und diese dann zu wenige Aufträge erhalten, um genug Geld zu verdienen. 

Zustelldienste in Österreich

In Österreich sind Foodora und Lieferando die beiden größten Zustelldienste. Sie sind in mehreren Städten aktiv. In Wien gibt es mit Wolt noch einen dritten Anbieter. Bei Lieferando gibt es rund 1.000 Boten, die alle nach dem Kollektivvertrag angestellt sind. 

Bei Foodora sind ungefähr 150 Fahrer nach dem KV angestellt, die große Mehrheit der insgesamt rund 3.000 Rider erhält ihre Aufträge als freie Dienstnehmer. Bei Wolt gibt es nur freie Dienstnehmer und Selbstständige.

Gehälter für Zustellerinnen und Zusteller

Das Brutto-Monatsgehalt liegt laut KV bei 1.730 Euro brutto. Für die Arbeit am Sonntag gibt es eine Zulage von 5 Euro pro Stunde. Das Kilometergeld, wie jene die mit dem eigenen Fahrrad unterwegs sind, beträgt 24 Cent pro Kilometer. Viele Zusteller sind im Monat 1.000 Kilometer oder mehr unterwegs.

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